© Arto Hanciogullari und T. Tsekyi Thür

Die Merkmale typischer österreichischer Lampen

Wenn man von österreichischen Lampen spricht, sollte man sich vergegenwärtigen, dass in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Teile Mitteleuropas zum österreichischen Kaiserreich gehörten. Das habsburgische Reich bestand neben dem Kernland Österreich auch aus Ungarn, Slowenien, Serbien, dem heutigen Südtirol, Böhmen, und auch Teilen von dem heutigen Polen. So ist es nicht verwunderlich, dass die damalige österreichisch-ungarische Doppelmonarchie über einen sehr großen Konsumentenmarkt verfügte. Außerdem besaß dieses Reich mit Wien, Budapest und Prag drei große Metropolen, bei denen sich kaufkräftige, standesbewusste, auf Pomp und Darstellung ihres Reichtums großen Wert legende Kundenkreise gebildet hatten. Folglich gab es in diesem Kaiserreich Lampenhersteller, deren Erzeugnisse höchsten Qualitätsansprüchen genügen konnten.

Die namhaften Lampenhersteller der Doppelmonarchie sind in der nächsten Tabelle aufgelistet.

Firma Ort Zeit
R. Ditmar Wien 1840 - 1907
Gebr. Brünner Wien 1857 - 1907
Ditmar Brünner AG Wien Durch Fusionierung der beiden obigen Firmen entstanden; 1907 bis ca. 1940’er Jahre
Lámpa-Gyár (Magyarlamp) Budapest ?
Ignác Fischer Budapest Porzellan- und Keramikmanufaktur seit 1864; ca. 1895 übernommen von Zsolnay
Zsolnay Pécs (Ungarn) 1852 – bis heute
Royal Dux Bohemia Dux (Böhmen),
heute Duchcov in Tschechien
1860 – bis heute.
Ab ca. 1890 Herstellung von hochwertigem Porzellan

 

K. Rudolf Ditmar besaß zweifellos die größte und berühmteste Lampenmanufaktur im österreichischen Kaiserreich, gefolgt von Gebr. Brünner, beide in Wien ansässig. Diese zwei Firmen fusionierten 1907 zu einer gemeinsamen Aktiengesellschaft. Die drei letztgenannten Firmen in der obigen Tabelle waren in erster Linie Keramik- und Porzellanmanufakturen für gehobene Ansprüche. Sie haben allerdings auch erstrangige Lampenkörper aus diesen Materialien hergestellt und mit den Brennern der beiden ersten, wohl berühmtesten Lampenherstellern kombiniert.

Lámpa-Gyár in Budapest hatte eine eigenständige, große Lampenproduktion, integrierte aber auch Lampen und Lampenteile von anderen Produzenten in seinem Programm.

Will man nun charakteristische Merkmale von Lampen der habsburgischen Doppelmonarchie auflisten, muss man schon feststellen, dass sich diese Lampen von ähnlichen Erzeugnissen der deutschen Hersteller nicht merklich unterscheiden. Es gab die einfachen Arbeitslampen genauso wie die Tisch- und Salonlampen für anspruchsvolle Käuferschichten. Lampen aus Zinkguss mit überbordender Ornamentik waren genauso zahlreich vertreten neben den üblichen, bemalten Glaslampen und höherwertigen Lampen aus Porzellan und Keramik. Die oben bei den deutschen Lampen oft erwähnte Majolika-Lampe war hier genauso oft anzutreffen. Die Stile von deutschen und österreichischen Lampen glichen sich dermaßen, dass es wirklich schwerfällt zu entscheiden, aus welchem Kaiserreich nun eine nicht signierte oder nicht in den vorhandenen Katalogen abgebildete Lampe kommt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass eine große Zahl von Lampen in meiner Sammlung leider nicht identifizierbar bleibt. Siehe auch Deutsche Lampen - Ähnlichkeit deutscher und österreichischer Lampen.

Das österreichische Kaiserreich hatte hervorragende Glasmanufakturen in Böhmen, die die notwendigen Lampenschirme bzw. Lampenkörper der Glaslampen lieferten. Auch hier dominierte am Anfang der weiße Vesta-Schirm (noch vielfach in der alten, konischen Form); später kamen schön bemalte Vesta-Schirme in Jugendstil-Formen hinzu. Hochwertige Lampen wurden allerdings eher mit Kugelschirmen oder Tulpen ausgestattet.

Eine Besonderheit zeigen die Lampen von R. Ditmar; sie tragen oft die Marke dieser Firma zum Teil unter dem Fuß bei Zinkguss-Lampen, zum Teil am inneren, metallenen Zusatz-Behälter bei Majolika- oder Zinkguss-Lampen.

 

Meine Lampen aus der österreichischen Doppelmonarchie

R. Ditmar in Wien war ähnlich zu Wild & Wessel in Berlin eine innovative, auf höchste Qualität großen Wert legende Firma, deren Erzeugnisse im damaligen habsburgischen Kaiserreich sowie in Süd- und Osteuropa sehr verbreitet waren. Die qualitativ hochwertigen Salonlampen von Ditmar waren denen von Wild & Wessel ebenbürtig. Aus diesem Grund stelle ich meine 25 Ditmar-Lampen in einem gesonderten Kapitel vor. In einem weiteren Unterkapitel sind die restlichen 12 Lampen aus der Sammlung dargestellt, die vornehmlich aus Ungarn und Böhmen stammen.